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ganz anders die moden die wollen / sind die außenhäute gelackt / glatt verbaut ist das krause im innern / gut verborgen das zweite gesicht“ (orte sind. gedichte. seite 97)
Erika Wimmer Mazohl

Geboren und aufgewachsen in Bozen, Gymnasium-Lyzeum in Bozen, Studium der Germanistik, Vergleichenden Literaturwissenschaft und Anglistik in Innsbruck. Seit 1983 Mitarbeiterin des Forschungsinstituts Brenner-Archiv der Universität Innsbruck (Teilzeit): Arbeit mit Nachlässen, Editionen und literaturwissenschaftlicher Forschung. Fallweise Lehr- bzw. Jurytätigkeit. Von 1997 bis 2003 Leiterin des Literaturhauses am Inn.

Mitglied der Südtiroler Autorenvereinigung (SAV) und der Grazer Autorenversammlung (GAV) - 2008-2013 Regionaldelegierte der GAV-Gruppe Tirol. Mitglied der Literar Mechana. Im Vorstand des Vereins Brenner-Forum.

Ihre schriftstellerische Tätigkeit umfasst:

• Lyrik
• Installationen
• Bücher
• Bühnenstücke
• Hörspiele
• Literarische Texte 

Ihre wissenschaftliche Tätigkeit umfasst: 

• Monografien
• Editionen
• Brenner-Texte
• Aufsätze
• Literaturkalender
• Rezensionen 

Ausführlichere Informationen finden Sie auf der Hompage von Erika Wimmer Mazohl.

 Kontakt: Erika.Wimmer@gmx.at


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Populonia


spürt Sand im makellosen Halbkreis / per esempio nel Golfo di Baratti

/ und kalt treibt der Wind von Nord / die Piazzetta drei Gassen ummauert / ein schwacher Schutz vor Piraten / und nur eine Handvoll Bewohner / auf dem Poggio Castello / mit Fernrohr aufs Meer in den Dunst / von wo einst das Erz geschifft / von der Insel des Rauchs / Aithalia / nach Pupluna / Fufluna / verkauft__
 

sieht Öfen / und Eisen Zink Aluminium / sieht blankes Stahl für die Waffen

/ verschifft in die Häfen der Welt / der Eisenschwamm wird gehämmert / in Metern die Rückstände Schlacken / intensi lavori industriali / e mille abitanti allora / Jahrhunderte reichen Ertrags / am Ende alles verloren / zerrieben zerhackt bedeckt / die Schlacken in Haufen und Hügeln / perduto quello che era__

 

Necropoli del Cerbone / Necropoli delle Grotte / die Ebene für die Gräber / wie kuppelförmige Kammern / i tumuli belli etruschi / denkt Tod / denkt bergende Hügel

/ weiß Gras und Tuffstein und Erde / denkt Meerwind gegen Verwesung / sieht herrlich bebaute Terrassen / superiore alla Tomba dei Carri / die Streitwägen sind

zerbröselt / restanti son solo le mura / und die kleinen Dinge aus Bronze__

 

ein Felsen fällt ab ins Meer / das Meer im perfekten Rund / das Licht bricht

sich in den Wellen / und immer noch ist die Siedlung / ma solo modesto

il commercio / die Straße seit jeher nordsüd__

 

In: ORTE SIND. Gedichte. Edition Laurin 2019

 

 

 

Tarquinia

denkt Quader aus Stein / su un' altopiano calcareo / città medievale e il mare

/ breit hoch tief beschienen die Flächen / und golden der Abend auf Piazze / die uralten Vicoli Torri / eine Brise weht durch die Gassen / Irrlichter auf Rundungen Bögen / e i segreti delle vecchie cattedrali / der päpstlichen Macht

zu Füßen / sieht Weite im Grün zum Meer __

 

weiß Totenstädte im Grünen / e il fascino degli etruschi / die Kammern

bemalt geschmückt / Sarkophagskulpturen aus Stein / geschaffen für die Reichsten im Stadtstaat / gestiftet von Aristokraten / fantasie di vita e di morte / Illusion ewigen Daseins / sieht Kunst / blüht Lust an Ton und Gefäß / in Schwarz Ocker

und Rot / e in più il marmo di Carrara__

 

e la Tomba del Fiore di Loto / eine mehrfarbige Lotusblüte / über Treppen gefallen ins Grab / im Gegenüber Panther und Löwe / dieci felini e mille guerrieri / und sie kämpfen im Grab und sie tanzen / und die Flöten übertönen den Schmerz / die Freude sprüht in den Tiefen / sagt wie die Feuchte der Löcher / und wieder die Männer und Frauen / il sesso non muore / Lust bleibt­­__

 

sieht Vögel im Flattern / sieht Boote / un tuffatore in perfetta azione / Ideen überwuchern die Gräber / überwinden spielend die Zeit / und spielen mit Ornamenten / Monterozzi città antica / Hauptstadt der heiteren Toten__


In: ORTE SIND. Gedichte. Edition Laurin 2019