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ein wort ist genug, es trägt das gewicht des lebens (aus: lyrischer dialog)
Christa Issinger

Christa Issinger, Jahrgang 1963, aufgewachsen in Brixen, lebt seit 1987 in Natz-Schabs. Beruflich tätig als Verwaltungsbeamtin im öffentlichen Dienst. Schreibt hauptsächlich Gedichte.

2012 erschien der Lyrikband „Die Liebe ist nicht rot“, herausgegeben vom HS Literaturverlag in Weiden (A).

2014 war sie Preisträgerin des Hildesheimer Lyrikwettbewerbes „Alles was mir heilig ist“,

2017 war sie Preisträgerin des Lyrikwettbewerbes „Lyrik in Köln“

Blog: christianna1.blogspot.com

 

 

In folgenden Anthologien wurden Gedichte von ihr veröffentlicht:

- Begegnungen, die man nie vergisst – Codi Verlag

- Vernetzt – verdichtet – verlegt – Bookrix

- Melancholie – Aurora Verlag

- An Tagen wie diesen – Sperling Verlag

- Bunt ist das Leben und seltsam – Autroen des Forums prolyku.net

- Asphaltgeflüster – Sperling Verlag

- Zeitlos – Sperling Verlag

- Brechungswellen – Sternenblick

- Schönwortschätze – Lorbeer Verlag

- Sonnenfäden & Mangoeis – Sternenblick

- Goldstaub Galaxie – Lorbeer Verlag

 

in den Literaturzeitschriften:

- Wortschau

- Inskriptionen

- Mosaik18

- Experimenta

- Sylte

 

und lyrischen Kalendern:

- Verschenks-Calender 2019

- Kalender 2019 Lyrik in Köln


+ Proa de letura

krähenlied

das lied der krähen im wind
und ein bisschen unglück
in der tasche
nachts weben wir liebe
mit grashalmen des letzten sommers
als ob nichts wäre
der winter ist noch lang
das flattern der flügelschläge in den bäumen
und das laute gekrächze
ängstigen mich längst nicht mehr

 

 

zukunftspläne

ein windspiel an der hauswand
in leisen tönen
deinen namen tragen
und kinder gebären
drei oder vier
im spätherbst wenn auf der pergola
die erdbeertrauben reifen

das lesezeichen im buch
mit dem gedicht über den schnee
der nicht schmilzt
im zimmer mit aussicht zu den bergen
oder zum meer
und mandelkekse essen



talauswärts
im schleierlicht scheinen
weichgekämmt
die konturen
als gäbe es
ein festhalten

haftet dort
geruch von zeitlosigkeit
du
wie du abbiegst
einmal noch

und worte aus farnen
in den fluss wirfst
zur Erinnerung

 

 

lyrischer dialog

manchmal lädt mich
die poesie
auf ein wort ein

handgefertigt
sagt sie
die buchstaben
vom gourmetgeschäft gegenüber

wir trinken ein versmaß
aus kristallgläsern
und prosten uns zu

ein wort ist genug
sagt sie
es trägt das gewicht
des lebens

auf dem heimweg
stolpern wir
über ganze sätze


rhytmus/störung

immer wieder
sprühst du graffiti
an die herzwand
neonfarbene symbole
in deiner sprache
fremd
wie der falter
der aus der blutbahn flieht
seine flügelschläge
erinnern mich

 

 

täglich brot

in kargen worten
spricht das gedicht
von den ähren im feld
und alten frauen
in werktagsgewändern
von zerschundenen händen

über den bergen
wacht streng ein gott
in tagen und nächten
blicke aus schnee
und windgebogenen gesten

 

 

herbstregen

in einem novembergedicht
sammeln wir pigmente
gelbbraun als gäbe es
keinen sommer

und kein versprechen für schnee
auf dem mund keine küsse
du weißt wir lügen
lügen uns die jahre entlang

streichen den november
aus jeder zeile
der vorletzte abschied
ein phantomschmerz auf der haut